Die im Jahre 1827 angefertigte Karikatur, Titel „Kaffeeliebhaber“, stammt von Louis-Léopold Boilly, einem französischen Maler.
Interpretation: Die vier nur mit den Oberkörpern abgebildeten Personen, drei Männer und eine Frau, konsumieren Kaffee auf unterschiedliche, genüssliche Weise. Die zwei Männer in der oberen Reihe schlürfen ihn aus einer Untertasse. Ich nehme an, er ist noch heiß. In der zweiten Hand halten sie die Kaffeetasse. Der Mann in der ersten Reihe unten schlürft das Getränk aus einem kleinen Löffel. Sein Kaffeehäferl samt Tasse steht auf dem (unsichtbaren) Tisch. Bei der Frau sieht es so aus, als würde sie ihren Kaffee gerade mit Würfelstücken zuckern.
Das historische Zeitdokument zeigt, dass Kaffee wohl in Paris allgegenwärtig war bzw. eine große Rolle im gesellschaftlichen Leben des beginnenden 19. Jahrhunderts gespielt haben muss. Ich interpretiere mal hinein, dass die Personen ein Abbild der französischen Oberschicht darstellen. Die Kleidung ist entsprechend der damaligen Mode. Die Frau trägt eine aufwändigen Hochsteckfrisur mit typischen Locken aus der Zeit und Haarschmuck. Die Blicke sind stets auf den Kaffee fixiert.
Nun, was wollte der Karikaturist mit seinem Werk eigentlich wirklich sagen?
– Eine Karikatur ist meist eine überzeichnete, humorvolle, ironische Darstellung von Menschen oder Zuständen einer Gesellschaft. Mit einer aktuellen Situation soll jemand/etwas aufgezeigt werden, was vielleicht ein wichtiges Anliegen ist und nicht offen kritisiert werden soll (darf).
Meine Auslegung:
Die Leute sind – wie schon angedeutet – richtig süchtig nach Kaffee. Man sehe sich mal die Gesichtsausdrücke an. Kaffee ist wohl das Getränk der „High-Society“-Gesellschaft. Wer Kaffee trinkt, gehört dazu. Ein Getränk kann auch abhängig machen. Manche Menschen genießen nicht mehr, sondern „brauchen“. Was zu viel ist, ist zu viel. Vielleicht wollte dies der Künstler mit seiner Karikatur ausdrücken.
Quelle: https://www.alimentarium.org/de/wissen/die-geschichte-des-kaffees
Bild: Louis-Léopold Boilly, Kaffeeliebhaber, 1827
© Bibliothèque nationale de France